Wenn das Sehen langsam nachlässt, Farben verblassen und Nachtfahrten zur Herausforderung werden, steckt dahinter oft eine der häufigsten altersbedingten Augenveränderungen: der Graue Star, medizinisch auch Katarakt genannt. Priv.-Doz. Dr. Stefan Palkovits, renommierter Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie in Wien, erklärt im Gespräch die wichtigsten Fakten rund um Entstehung, Symptome und Behandlung des grauen Stars.
Trübe Linse statt klarer Sicht
Der Graue Star beschreibt eine zunehmende Trübung der natürlichen Augenlinse, die normalerweise dafür sorgt, dass Licht gebündelt auf die Netzhaut fällt und so ein scharfes Bild entsteht. Mit fortschreitendem Alter verliert die Linse an Transparenz – das Sehen wird unscharf, kontrastarm oder „wie durch einen Schleier“, so Dr. Palkovits. „Diese Veränderung ist meist ein normaler Alterungsprozess, kann aber auch durch Verletzungen, bestimmte Medikamente oder Erkrankungen wie Diabetes mellitus begünstigt werden.“
Allmähliche Beschwerden – oft lange unbemerkt
Die Symptome des Grauen Stars entwickeln sich schleichend. Patient:innen berichten häufig von einer langsamen Sehverschlechterung, erhöhter Blendempfindlichkeit – insbesondere beim nächtlichen Autofahren – sowie einer veränderten Farbwahrnehmung. „Farben erscheinen weniger intensiv oder gelblich verfärbt“, sagt der Augenarzt. Weil sich die Sehkraft über Jahre verschlechtert, bleibt der Prozess oft lange unbemerkt – bis er den Alltag deutlich beeinträchtigt.
Wer ist besonders betroffen?
Der wichtigste Risikofaktor ist das Alter – nahezu jeder Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens eine Katarakt.
Priv.-Doz. Dr. Stefan Palkovits
Weitere begünstigende Faktoren sind intensive UV-Strahlung, Rauchen, Entzündungen, frühere Augenoperationen oder beispielsweise die langfristige Einnahme von Kortison.

Klare Diagnose
Zur Diagnose führt der Weg in die augenärztliche Praxis. Nach einer ausführlichen Anamnese und Sehstärkenmessung folgt die sogenannte Spaltlampenuntersuchung. Dabei kann Dr. Palkovits die Linse unter starker Vergrößerung inspizieren und schon kleinste Trübungen feststellen. Zusätzlich wird das Auge auf andere mögliche Ursachen für die Sehminderung untersucht – etwa eine Makuladegeneration oder ein Grüner Star.
Wann eine Operation sinnvoll ist
„Es gibt keinen fixen Zeitpunkt für eine Operation – entscheidend ist zum einen der Augenbefund und zum anderen die subjektive Beeinträchtigung“, so Dr. Stefan Palkovits. Wenn Tätigkeiten wie Lesen oder Autofahren schwerfallen und die Linse deutlich getrübt ist, empfiehlt sich der Eingriff, um die Sehleistung wiederherzustellen.
Sanfter Eingriff mit großer Wirkung
Die Operation gilt als eine der häufigsten und sichersten Eingriffe in der modernen Medizin. „Die Behandlung dauert meist nur 10 bis 15 Minuten, erfolgt unter lokaler Betäubung und ist für die Patient:innen schmerzfrei“, erklärt Dr. Palkovits. Dabei wird die getrübte Linse mittels Ultraschall zerkleinert, entfernt und durch eine klare Kunstlinse ersetzt. Die feinen Schnitte verschließen sich in der Regel von selbst – eine Naht ist daher meist nicht erforderlich.
Sehverbesserung und realistische Erwartungen
Das Ziel der Operation ist eine deutliche Verbesserung des Sehvermögens und eine Reduktion der Blendempfindlichkeit. „Diese Erwartungen erfüllen sich in der Regel – vorausgesetzt, es liegen keine anderen Augenerkrankungen vor“, betont der Facharzt. Die Brillenfreiheit hängt jedoch vom gewählten Linsentyp ab.
Künstliche Linsen: individuell angepasst
Die Standardlinse – eine Monofokallinse – bietet klares Sehen in einer Entfernung, meist in die Ferne. Wer weniger von der Brille abhängig sein möchte, kann auf Speziallinsen wie multifokale oder EDF-Linsen (Extended Depth of Focus) zurückgreifen. „Welche Linse für Sie optimal ist, hängt stark von Ihren beruflichen Anforderungen und Freizeitgewohnheiten ab“, unterstreicht Dr. Stefan Palkovits.
Heilungsphase
Schon ein bis zwei Tage nach dem Eingriff sehen viele Patient:innen wieder deutlich klarer – Farben wirken leuchtender, Konturen schärfer. In der frühen Heilungsphase ist es wichtig, das Auge nicht zu reiben und die verordneten Tropfen regelmäßig anzuwenden. „Bereits am Folgetag sind die meisten Alltagsaktivitäten – etwa Sport, Duschen oder Haarewaschen – wieder problemlos möglich“, stellt Dr. Palkovits klar.
Fazit
Der Graue Star ist eine häufige, altersbedingte Veränderung des Auges, die das Sehen schleichend beeinträchtigt – aber sehr gut behandelbar ist. Dank moderner Operationstechniken und individuell angepasster Kunstlinsen kann das Sehvermögen in den meisten Fällen deutlich verbessert werden. Priv.-Doz. Dr. Stefan Palkovits begleitet seine Patient:innen mit großer Sorgfalt durch Diagnose, Beratung und Therapie – für mehr Lebensqualität.

