Schulter-Sehnenriss verstehen und behandeln – mit OA Dr. Philipp Otrel

Wenn Bewegung schmerzt – wie Schulter-Sehnenrisse heute behandelt werden

6 Minuten Lesezeit
OA Dr. Philipp Otrel aus Wien - Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie

Wenn die Schulter plötzlich nicht mehr mitmacht, steckt oft mehr dahinter als bloße Verspannung. OA Dr. Philipp Otrel ist Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie in Wien und behandelt täglich Patient:innen mit Schulterbeschwerden. Besonders häufig diagnostiziert er Risse der Rotatorenmanschette – eine der Hauptursachen für Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Schulterbereich. In diesem Beitrag erklärt der Schulterspezialist, worauf es bei Diagnose und Therapie ankommt – und warum Zeit eine entscheidende Rolle spielt.

Was ist ein Sehnenriss der Schulter?

Unter einer Sehnenruptur versteht man entweder einen Teilriss (Einriss) oder einen kompletten Abriss einer Sehne – meist an jener Stelle, an der die Sehne am Knochen ansetzt. „Gerade in der Schulter besteht in einem kleinen Bereich von etwa zwei Zentimetern eine anatomische Schwachstelle, an der sich die Sehnen der Rotatorenmanschette besonders häufig ablösen“, sagt Dr. Philipp Otrel. Schon ein Teilriss kann Schmerzen und deutliche Schwäche verursachen.

Am häufigsten betroffen ist die Supraspinatus-Sehne, eine der vier Sehnen der Rotatorenmanschette. Sie ist für seitliche Armbewegungen verantwortlich – also für viele alltägliche Tätigkeiten.

„Bleibt ein Sehnenriss unbehandelt, droht schon nach kurzer Zeit ein dauerhafter Schaden, der sich nicht mehr vollständig reparieren lässt.“

OA Dr. Philipp Otrel

Symptome

Ein Sehnenriss äußert sich meist nicht plötzlich, sondern entwickelt sich schleichend. „Oft berichten Patienten von zunehmenden Schmerzen bei Bewegungen, Nachtschmerzen, Kraftverlust oder eingeschränkter Beweglichkeit“, so der Orthopäde. Auch das Impingement-Syndrom spielt häufig eine Rolle: Dabei kommt es durch eine anatomische Enge unter dem Schulterdach zu einem Reiben an der Sehne, das langfristig zur Schädigung führt.

Kalkschulter und Schleimbeutelentzündung – unterschätzte Auslöser

Eine chronische Schleimbeutelentzündung kann ebenfalls zur Schwächung des Sehnengewebes beitragen. Kombiniert mit Mikrotraumata oder genetischer Veranlagung kann sich Kalk in der Sehne ablagern – die sogenannte Tendinitis calcarea. „Diese Verkalkung macht die Sehne porös und erhöht das Risiko eines kompletten Risses selbst bei geringer Belastung“, warnt Dr. Otrel.

OA Dr. Philipp Otrel

Wer ist gefährdet?

Sportarten wie Tennis, Kraftsport, Golf, Yoga oder Schwimmen setzen die Schultern besonders unter Druck. Aber auch alltägliche Belastungen – sei es durch körperlich anstrengende Tätigkeiten im Beruf oder durch sitzende Berufsfelder mit einseitigen Bewegungsabläufen – können langfristig zu einer Überbeanspruchung der Schultermuskulatur und Sehnen führen.

Moderne Diagnostik

In seiner Praxis analysiert Dr. Philipp Otrel klinische Schultertests mit bildgebenden Verfahren. Während der Ultraschall erste Hinweise geben kann, liefert eine Magnetresonanztomographie (MRT) genauere Informationen über das Ausmaß des Schadens und die Muskelqualität – insbesondere bei Verdacht auf größere oder komplexere Risse, aber auch detaillierte Hinweise bei Teilrissen, die für die Früherkennung von großer Bedeutung sind.

Akut oder chronisch?

Ein akuter Sehnenriss entsteht meist durch ein plötzliches Trauma – etwa einen Sturz oder eine abrupte Bewegung. Bei chronischen Rissen hingegen liegt oft ein schleichender Verschleißprozess zugrunde. „Das Problem: Je länger die Sehne abgerissen bleibt, desto mehr baut sich der zugehörige Muskel ab. Schon nach wenigen Monaten kann gesundes Muskelgewebe dauerhaft durch funktionsloses Fettgewebe ersetzt werden – ein Schaden, der sich später nicht mehr rückgängig machen lässt“, betont Dr. Otrel.

Was ist die richtige Therapie?

Viele Sehnenschäden lassen sich konservativ behandeln – mit Physiotherapie, gezielter Schonung und entzündungshemmenden Maßnahmen. Wird ein erheblicher Riss jedoch nicht rechtzeitig erkannt, ist ein arthroskopischer Eingriff notwendig, um die Sehne wieder am Knochen zu fixieren und eine vollständige Heilung zu ermöglichen.

Schlüssellochchirurgie

Die moderne arthroskopische Schulterchirurgie erfolgt durch winzige Hautschnitte und mithilfe einer hochauflösenden Kamera. „Die Sehne wird präzise am Knochen befestigt, damit sie dort wieder anwachsen kann und mit kaum sichtbaren Narben“, sagt Dr. Philipp Otrel. Gerade die schmerzarme Phase direkt nach der Operation ist für viele Patient:innen besonders beruhigend – denn davor haben viele große Angst. Patient:innen können meist noch am selben Tag wieder nach Hause.

Heilung & Nachbehandlung

Je nach Ausmaß der Verletzung beginnt die Bewegungstherapie bereits am ersten Tag nach dem Eingriff. Eine schützende Bandage – individuell verordnet – ist nur für einen kurzen Zeitraum notwendig. Dr. Otrel arbeitet eng mit einem Netzwerk an erfahrenen Physiotherapeut:innen zusammen und erstellt gemeinsam mit seinem Team einen detaillierten Nachbehandlungsplan. In der Regel sind nur wenige Einschränkungen im Alltag notwendig. „Mir ist wichtig, dass Patient:innen so früh wie möglich wieder selbstständig, aber schmerzfrei aktiv sind“, erklärt Dr. Philipp Otrel. Dabei kommt es auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Patient:in, Arzt und Physiotherapeut:in an – denn nur wenn alle an einem Strang ziehen und regelmäßig kontrolliert wird, lässt sich ein optimaler Heilungsverlauf erzielen.

Fazit

Schulterprobleme sollten ernst genommen werden. „Wer frühzeitig ärztlichen Rat einholt, kann viele Schäden noch konservativ behandeln lassen – oder rechtzeitig operativ versorgen, bevor irreparable Muskelveränderungen eintreten“, so OA Dr. Philipp Otrel. Wird jedoch zu lange gewartet, droht nicht nur ein Funktionsverlust der Sehne – sondern im schlimmsten Fall der irreversible Weg in Richtung Schulterprothese.

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