Zwischen Bandscheibenvorfall und Spinalkanalstenose – Dr. Markus Rinaldi über Ursachen, Therapie und Heilungschancen

Wenn Rückenschmerzen zum Alltag werden, hilft moderne Orthopädie

8 Minuten Lesezeit
Dr. med. univ. Markus Rinaldi, Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie in St. Andrä

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden überhaupt – doch nicht jeder Schmerz im Kreuz hat dieselbe Ursache. Während beim Bandscheibenvorfall meist jüngere Patientinnen und Patienten betroffen sind, bei denen sich weiches Bandscheibenmaterial auf eine Nervenwurzel legt, trifft die Spinalkanalstenose vor allem ältere Menschen. Hier führen knöcherne Abnützungsprozesse zu einer allmählichen Verengung des Wirbelkanals, wodurch Nerven eingeengt und Schmerzen ausgelöst werden können.

Dr. med. univ. Markus Rinaldi, Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie aus St. Andrä, erklärt im Gespräch, worin die entscheidenden Unterschiede zwischen beiden Krankheitsbildern liegen, wie die richtige Diagnose gestellt wird und wann konservative Maßnahmen ausreichen – oder eine Operation notwendig wird.

Diagnose

Für die Diagnose stützt sich Dr. Markus Rinaldi auf drei gleich wichtige Säulen. Zuerst steht das ausführliche Gespräch mit genauer Anamnese, danach folgt die klinische Untersuchung mit gezielten Nervenreiz- und Gelenkstests. Den Abschluss bildet die Magnetresonanztomographie als Goldstandard, besonders dann, wenn mehrere Segmente altersbedingt verändert sind und die klinisch relevante Etage präzise identifiziert werden muss. Warnzeichen, die rasch abgeklärt werden sollten, sind Gangstörungen, Kraftverlust oder Taubheit, Probleme mit Blase oder Stuhl sowie einschießende Schmerzen mit Ausstrahlung ins Bein bis in die Zehen.

Bandscheibenvorfall oder Spinalkanalstenose

Beim Bandscheibenvorfall handelt es sich meist um ein jüngeres Patientenkollektiv mit noch weichem Bandscheibenmaterial, das auf eine Nervenwurzel drückt. Typisch sind einschießende Kreuzschmerzen, Ausstrahlung ins Bein bis in die Zehen sowie Schmerzverstärkung bei Husten oder Pressen.

Die Spinalkanalstenose entsteht vorwiegend im höheren Lebensalter durch knöcherne Umbauten, die den Nervenkanal verengen. Häufig klagen Betroffene über belastungsabhängige Rückenschmerzen, rasche Ermüdung oder ein Schweregefühl in den Beinen. Typisch ist, dass sich die Beschwerden in vorgeneigter Haltung – etwa beim Sitzen, beim Gehen mit leicht gebeugtem Oberkörper oder beim Abstützen auf einem Einkaufswagen – deutlich bessern. Durch diese Position wird der Wirbelkanal minimal erweitert, was den Druck auf die Nerven verringert und die Symptome spürbar lindern kann.

Dr. Markus Rinaldi im Patientengespräch

Konservative Therapie

Dr. Rinaldi betont, dass die Orthopädie ein weites konservatives Behandlungsspektrum mit guter wissenschaftlicher Evidenz bietet. Physiotherapie mit Einzelübungen und gezieltem Training von Bauch und Rücken stärkt die Stabilität. Ergänzend können Schmerztherapien helfen – bis hin zu gezielten Nervenwurzel- oder Facettenblockaden unter Bildkontrolle, die akute Beschwerden oft deutlich lindern. Als moderne Ergänzung steht die Radiofrequenztherapie zur Verfügung. Sie kann gereizte Nerven beruhigen, ersetzt aber nicht jede Operation. Verfahren wie Ozonanwendungen, Laser- oder Strombehandlungen an der Bandscheibe werden sachlich aufgeklärt. Sie sind mitunter zulässig, ihr allgemeiner Nutzen ist jedoch nicht belegt. Bei der Stenose können Infiltrationen Beschwerden vorübergehend mildern. Liegt eine ausgeprägte knöcherne Engstelle vor, führt mittel- bis langfristig häufig die operative Dekompression zur nachhaltigen Entlastung.

Operationsindikation

Unbedingt operiert wird bei Infekt, Tumor, Fraktur oder neurologischen Ausfällen. In allen anderen Situationen werden konservative Optionen ausgeschöpft und die Entscheidung gemeinsam getroffen. “Viele Betroffene spüren selbst sehr genau, wann der Leidensdruck eine Operation sinnvoll macht”, sagt Dr. Markus Rinaldi.

Moderne Wirbelsäulenmedizin verbindet präzise Diagnostik mit einem Stufenkonzept von konservativ bis operativ.

Dr. Markus Rinaldi

Operative Verfahren

Heute wird mikrochirurgisch und minimalinvasiv mit Operationsmikroskop gewebeschonend und zielgenau gearbeitet. Dr. Markus Rinaldi erklärt, dass diese modernen Techniken es ermöglichen, Eingriffe deutlich präziser und für die Patientinnen und Patienten schonender durchzuführen. Beim Bandscheibenvorfall wird das vorgefallene Material auf der betroffenen Seite entfernt, während bei der Spinalkanalstenose die verengten Areale einer Etage beidseitig erweitert werden, um die Nerven sicher zu entlasten.
Wenn es die Situation erfordert, kann zusätzlich eine Stabilisierungsoperation notwendig sein. Neben dem hinteren Zugang können auch seitliche oder vordere Operationswege genutzt werden. Dadurch lassen sich viele Eingriffe noch schonender durchführen, weil die Nerven in der Regel nicht direkt berührt oder freigelegt werden müssen. Die reine Eingriffszeit liegt je nach Befund bei etwa dreißig bis vierzig Minuten pro Etage. Die gesamte Operationsdauer variiert durch Narkose sowie Vor- und Nachbereitung, was jedoch kein Qualitätsmerkmal darstellt.

Nachbehandlung

Die Mobilisation beginnt am ersten postoperativen Tag. Für die Erholungsphase gelten praxisnahe Richtwerte. Nach einer Bandscheibenoperation vier bis sechs Wochen, nach einer Dekompression bei Spinalkanalstenose ungefähr acht Wochen, nach einer Fusion etwa drei Monate. Rehabilitationsmaßnahmen mit strukturierter Physiotherapie und stufenweiser Belastungssteigerung werden individuell geplant.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung von Bandscheibenproblemen empfiehlt Dr. Rinaldi Rückenschule im Alltag. Richtiges Heben aus den Beinen mit Rumpfspannung reduziert die Last auf die Bandscheiben deutlich. Langes statisches Sitzen sollte durch häufige Positionswechsel ersetzt werden. Ein ergonomischer Arbeitsplatz und geeignete Sitzsysteme unterstützen die natürliche Hohlkreuzstellung im unteren Rücken. Regelmäßiges Krafttraining von Bauch und Rücken verbessert die Stabilität zusätzlich. Die Spinalkanalstenose lässt sich nur begrenzt verhindern, da sie das Ergebnis jahrzehntelanger Degeneration ist. “Ein aktiver Lebensstil, normales Körpergewicht und Rumpfkraft sind dennoch hilfreich”, so Dr. Markus Rinaldi.

Mythen und Fakten

Eingriffe an der unteren Lendenwirbelsäule – also im Bereich des unteren Rückens, wo viele Menschen klassische „Kreuzschmerzen“ spüren – betreffen nicht das Rückenmark. In diesem Abschnitt verlaufen nur noch einzelne Nervenfasern, die die Beine versorgen. Ein Querschnitt ist dort anatomisch nicht zu erwarten. Zwar können in seltenen Fällen einzelne Muskelgruppen vorübergehend geschwächt sein, das Risiko für eine dauerhafte Lähmung oder Rollstuhlabhängigkeit ist bei diesen standardisierten Eingriffen jedoch sehr gering. Ebenso wichtig ist der Grundsatz, Menschen zu behandeln und nicht nur Bilder. Bildbefund und Beschwerden müssen zusammenpassen, pauschale Operationen ohne vorangegangene konservative Maßnahmen sind außerhalb von Notfällen nicht zeitgemäß.

Versorgung in St. Andrä und Klinikum Klagenfurt

Dr. Markus Rinaldi bietet eine Versorgung aus einem Guss. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Therapiezentrum St. Andrä unter seiner ärztlichen Leitung stehen medizinische Trainingstherapie, Physiotherapie, Elektrotherapie, Stoßwelle und Lymphdrainage zur Verfügung. Zusätzlich verfügt das Therapiezentrum über ein eigenes Fitnessstudio mit modernen medizinischen Trainingsgeräten, die gezieltes Kraft- und Stabilitätstraining ermöglichen. So lässt sich der Weg von der ersten Abklärung über die konservative Behandlung bis zur Operation und Reha effizient planen. Termine werden strukturiert vergeben und realistisch in den Gesamtplan eingebettet. Erwähnenswert ist auch, dass Dr. Markus Rinaldi im Klinikum Klagenfurt sowohl zusatzversicherte als auch allgemeinversicherte Patientinnen und Patienten persönlich betreut – und das ohne zusätzliche Kosten für die Behandlung.

Fazit

“Moderne Wirbelsäulenmedizin bedeutet präzise Diagnostik, ehrliche Aufklärung und ein Stufenkonzept von konservativ bis operativ. Wer Warnzeichen ernst nimmt und rechtzeitig kommt, profitiert heute sehr häufig von raschen und nachhaltigen Verbesserungen. Respekt vor einem Eingriff ist wichtig und völlig nachvollziehbar. Bei korrekter Indikation und Anwendung moderner, minimalinvasiver Techniken verläuft die Operation jedoch in der Regel sicher und mit sehr guten Ergebnissen – unabhängig vom Alter der Patientinnen und Patienten”, fasst Dr. med. univ. Markus Rinaldi zusammen.

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